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    Heilig - biblisch gesehen

    Von Hans Genthe, Social Media Pfarrer im Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

    © iStock choja

    Das Heilige scheint so weit weg vom Leben zu sein. Für viele Menschen ist das Heilige das ganz andere. Deshalb unterscheidet die Sprache auch zwischen heilig und profan. Profan ist diese Welt, handfest und klar, aber auch voller Fehler und mit einer eigenen Rechtssetzung versehen. So wird das Wort profan verwendet. Wo das Wort heilig in der Sprache auftaucht, wird es Gott zugerechnet, wird als fern und fremd beschrieben. In dieser geläufigen Vorstellung reicht das Heilige nur gelegentlich bis auf die profane Erde.

    Doch biblisch gesehen ist das Heilige Teil dieser Welt, denn Gott hat diese Welt geschaffen. Er gibt allen Geschöpfen und auch den Menschen das Leben. Am Anfang der Schöpfung, im Paradies lebt der Mensch in Gottes unmittelbarer Nähe. Hier beginnt die Geschichte des Menschen. Und kaum hat diese Geschichte angefangen, bekommt das Heilige einen Bruch. Der Mensch vergreift sich an den Früchten, die Gott ihm verboten hat. Gott vertreibt Adam und Eva, das mythische erste Menschenpaar, aus dem Garten Eden. Sie müssen raus in die profane Welt. Die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies ist keine historische Erzählung, sondern eine literarische Form, die Spannung zwischen heilig und profan zu beschreiben.

    Heilig ist eins der meistgebrauchten Wörter in der Bibel. Im Alten Testament gibt es für das Heilige feste Orte, an denen Gott geopfert wird, um eine Verbindung zu Gott herzustellen. Gott selbst überwindet die Trennung zwischen ihm und den Menschen. Er spricht zu Mose aus einem  Dornbusch, der in Flammen steht und trotzdem nicht verbrennt.. An anderer Stelle will Mose Gott sehen, aber nur für einen ganz kleinen Moment – und er muss die Augen dabei verdecken. Die Gesetzesbücher im Alten Testament regeln genau, wie man ein gottgefälliges, heiliges Leben führen soll. Diese Regeln gaben und geben vielen Menschen Sicherheit. „Ihr sollt mir ein heilige Volk sein“, spricht Gott zu den Israeliten am Berg Sinai. Und dann gibt er ihnen die zehn Gebote, die helfen, im Einklang mit Gott zu leben.

    Das Neue Testament beschreibt, wie Jesus die Grenze zwischen profan und heilig verschiebt, relativiert. Jesus verstärkt die Gotteserfahrung, die bereits im Alten Testament präsent ist: Gott nahe zu sein ist nicht an heilige Orte wie einen Tempel gebunden. Die Unterscheidung zwischen rein und unrein verliert an Bedeutung. Jeder Mensch kann das Heilige erleben und spüren, wenn er Gott von ganzem Herzen liebt und seinen Nächsten wie sich selbst. Nach christlicher Vorstellung trägt jeder Mensch das Heilige in sich. Das Heilige ist dreifach: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

    Die Taufe ist das heilige Zeichen dafür, dass Gott diesen Menschen angenommen hat. Nicht der Getaufte kommt irgendwie zu Gott, sondern Gott, der Heilige, kommt zum Menschen. Jeder Getaufte ist mit Gott verbunden und damit auch heilig. Jesus sagt. Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Im Glaubensbekenntnis ist von der „Gemeinschaft der Heiligen“ die Rede. Das sind nicht nur die besonders Heiligen. Das sind die Getauften – also alle, die sich an Jesus Christus halten. Wie ist das bei denen, die aus der Kirche austreten? Ihre Taufe bleibt gültig.

    Es  bleibt ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Gott und den Menschen. Gott wurde in Jesus Christus Mensch, aber kein Mensch ist Gott. Menschen können sich von Gott abwenden.  Oder sie spielen selbst Gott. Ur-evangelisch ist: Es geht um das persönliche Verhältnis jedes Einzelnen zu Gott. Darüber kann kein Mensch urteilen. Niemand kann einem anderen die Heiligkeit, also die Gottesnähe absprechen.

    Jede und jeder kennt heilige Momente. Die einen spüren bei der Geburt ihres Kindes, dass das Leben heilig ist. Es gibt Gottesdienste, Gebete, Meditationen, bei denen ein heiliger Schauer über den Rücken läuft. Wer  über die Schönheit der Natur staunt, kann empfinden: Jeder Teil dieser Erde ist Gott heilig. Familie, Freundschaft und Liebe öffnen den Sinn für das Heilige im Leben. Die Hand eines Sterbenden zu halten kann eine heilige Zeit sein, wenn man spürt: Besonders jetzt ist Gott uns nahe.

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