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    Du wirst gebraucht: Gott ist mächtig in den Schwachen

    Von Hans Genthe, Social Media Pfarrer im Medienhaus der EKHN

    © iStock Andreas Reh

    „Omi Lotte, ich brauche dich so sehr“, ruft der kleine Sven. Die Mutter schaut irritiert. Die Großmutter ist eigentlich die Urgroßmutter. Sie ist 86, also schon alt und fast blind. „Du erzählst immer so schöne Geschichten.“

    Wie unersetzlich und wertvoll ein Mensch ist, zeigt oft das Gehalt an. VW-Chef Martin Winterkorn bekommt 17 Millionen Mark im Jahr. Bundestrainer Joachim Löw muss sich mit 300.000 Euro im Jahr begnügen. Bundeskanzlerin Angela Merkel steht mit 18.820 Euro pro Monat (oder 226.000 Euro im Jahr) etwas bescheidener da. Und ein Behinderter in einer geschützten Werkstatt bekommt zur Grundsicherung ein Taschengeld dazu. Aber auch dieser Mensch wird gebraucht.

    Omi Lotte bekommt gar nichts für ihre hochgeschätzten Aufgaben mit dem Urenkel. „Ich führe ein traumhaftes Leben“, sagt die Seniorin. „Ich werde geliebt, kann morgens so lange im Bett bleiben wie ich will und habe keinen Aufgabendruck.“ Omi Lotte wird gebraucht. Sie ist unbezahlbar.

    Svens Mutter leitet eine ganze Abteilung mit 65 Leuten. Und sie bringt jeden Montag fast 6.000 Euro nach Hause. „Ich bin stolz auf meine Arbeit, dass ich das so weit geschafft habe, auch als Frau“, sagt die 40-jährige. „Zu Hause werde ich aber auch gebraucht, und das zerreißt mich fast.“ Svens Vater hat in einer Bank gearbeitet. Jetzt wird er dort nicht mehr gebraucht und sucht seit zwei Jahren eine neue Stelle. „Die sehen einfach nicht, was ich kann.“ Er lässt sich gehen und läuft den ganzen Tag mit einer Jogginghose herum. „Für wen soll ich mich gut anziehen?“

    Ökonomisch betrachtet müssen immer weniger Menschen für immer mehr Menschen immer mehr leisten. Anders gesagt: Die Zahl derer, die wenig oder nichts verdienen, steigt. Spitzenkräfte leiden unter zu viel Arbeit und hoher Verantwortung und bekommen dafür „Schmerzensgeld“, wie mancher sein Spitzeneinkommen nennt. Und was leisten Menschen für die Gesellschaft, die nichts leisten oder nicht gebraucht werden? Der Staat hat ihren Wert im Sozialhilfegesetz berechnet. Das sind rund 400 Euro im Monat plus Wohngeld.

    Gott ist in den Schwachen stark. Deshalb sagt Jesus: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Seine Botschaft richtet sich an die Schwachen. Er sagt: Du wirst gebraucht als Sanftmütiger, als Friedfertiger oder als geistig Armer. Jesus kämpft nicht um Billigarbeitsplätze, auf denen Leistungsschwache ihren Wert entdecken können. Er rechnet keine Leistungen ab. Nein, er sagt nur: Du bist wertvoll und du wirst gebraucht.

    Die Starken haben die Aufgabe, die Schwächeren stärker zu machen. Das tut zum Beispiel die Diakonie. Der soziale Dienst der evangelischen Kirchen setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Allein in Hessen betreut die Diakonie 1340 Einrichtungen, Angebote und ambulante Dienste. Denn jeder Mensch kann etwas ganz bestimmtes besonders gut.

    Kinder zum Beispiel leisten anscheinend nichts, sind aber unendlich wertvoll und werden gebraucht. Alte Menschen engagieren sich ehrenamtlich oder sie sitzen einfach auf der Bank und reden miteinander. Friedensstifter ist kein Beruf. Friedensstifter werden nicht bezahlt, werden aber dringend gebraucht. Ebenso die Sanftmütigen. Sie sind so wertvoll und werden ebenfalls dringend gebraucht. Und Menschen mit Einschränkungen können anderen so viel Freude bringen.

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